So verteuert der neue CO2-Preis ab 2027 das Heizen
CO2-Preis im ETS-2: Was 2027 konkret geändert wird
Ab 2027 gilt der CO2-Preis nicht mehr nach nationalem BEHG, sondern im europäischen Emissionshandel ETS-2 für Wärme und Verkehr. Der Preis bildet sich dann am Markt. 2025 liegt er noch bei 55 €/t, 2026 in einer Spanne von 55–65 €/t. Der Übergang ist rechtlich mit dem TEHG-Europarechtsanpassungsgesetz vorbereitet. Dadurch bleibt die Logik gleich, nur die Bühne wird größer.
CO2-Preis: die einfache Rechnung in Euro
Formel: Aufschlag in ct/kWh = CO2-Preis [€/t] × Emissionsfaktor [kg/kWh] ÷ 10.
- Erdgas ≈ 0,201 kg CO2/kWh → 55 €/t ≈ 1,11 ct/kWh, 75 €/t ≈ 1,51 ct/kWh, 100 €/t ≈ 2,01 ct/kWh, 250 €/t ≈ 5,03 ct/kWh, 400 €/t ≈ 8,04 ct/kWh.
- Heizöl ≈ 0,266 kg CO2/kWh → 55 €/t ≈ 1,46 ct/kWh, 75 €/t ≈ 2,00 ct/kWh, 100 €/t ≈ 2,66 ct/kWh, 250 €/t ≈ 6,65 ct/kWh, 400 €/t ≈ 10,64 ct/kWh.
Beispiel Haushalt mit 20.000 kWh Gas: 55 €/t ≈ 222 € p. a.; 75 €/t ≈ 302 €; 100 €/t ≈ 402 €; 250 €/t ≈ 1.005 €; 400 €/t ≈ 1.608 €.
Einordnung: moderater Start, klare Anreize
- Der ETS-2 ersetzt das nationale System. Ein hartes Preissprung-Risiko zum Start ist unwahrscheinlich.
- Die Spanne hängt von Zertifikatsmenge, Konjunktur und Energieträgern ab. Zudem wirken Förderprogramme und Entlastungen dämpfend.
- Somit steigen Betriebskosten planbar, während Effizienzmaßnahmen relativ attraktiver werden.
CO2-Preis-Szenarien bis 2030/2040: was es kosten kann
- Referenz 2025: 55 €/t.
- Szenario II: 100 €/t.
- Szenario III: 250 €/t.
- Szenario IV: 400 €/t.
Beispiel Einfamilienhaus (Gas, 20.000 kWh, Faktor 0,201)
- 2026 (65 €/t): ≈ 261 €.
- 100 €/t: ≈ 402 €.
- 250 €/t: ≈ 1.005 €.
- 400 €/t: ≈ 1.608 €.
Beispiel Stadtmittelwert (7,84 t CO2/Jahr je Objekt)
- 55 €/t: ≈ 431 €.
- 100 €/t: ≈ 784 €.
- 250 €/t: ≈ 1.960 €.
- 400 €/t: ≈ 3.135 €.
Beispiel Mehrfamilienhaus (Gas, 121 t CO2/Jahr)
- 55 €/t: ≈ 6.655 €.
- 100 €/t: ≈ 12.101 €.
- 250 €/t: ≈ 30.252 €.
- 400 €/t: ≈ 48.403 €.
CO2-Preis und Kostenverteilung im Mietverhältnis
- Wohngebäude: Seit 2023 10-Stufen-Modell. Bei sehr schlechter Effizienz trägt der Vermieter bis zu 95 % der CO2-Kosten, bei sehr guter Effizienz sinkt sein Anteil.
- Nachweise: Energiekennwerte, Brennstoffmengen, Abrechnungen sauber dokumentieren. Andernfalls drohen Korrekturen.
- Nichtwohngebäude: gesonderte bzw. vertragliche Verteilungen. Frühzeitig prüfen.
Reicht der CO2-Preis allein? Praxis statt Theorie
Sehr hohe Preise wären nötig, um Technikpfade wie „65 % Erneuerbare“ vollständig zu ersetzen. Daher braucht es einen Mix: CO2-Anreize, Förderung, soziale Entlastung und klare Übergänge. So bleiben Investitionen planbar, und die Kostenlast verteilt sich fairer.
Hebel für Eigentümer und WEGs: erst günstig, dann tief
Sofortmaßnahmen
- Heizkurve justieren, Nachtabsenkung korrekt setzen.
- Hydraulischer Abgleich, voreinstellbare Ventile.
- Hocheffizienzpumpen, Dämmung von Leitungen und Armaturen.
- Dichtungen an Türen/Fenstern, Rollladenkästen abdichten.
- Digitale Erfassung und einfache Steuerung.
Mittlere Schritte
- Heizungsmodernisierung: Wärmepumpe (mono/hybrid), Solarthermie, PV-Strom für WP.
- Fenster mit gutem Uw-Wert, Luftdichtheit sicherstellen.
- Dach-/OG-Deckendämmung, Kellerdeckendämmung.
Tiefe Sanierung
- Fassade (WDVS/Vorhang), Wärmebrücken schließen.
- Quartierslösungen: Nahwärme, Spitzenlastmanagement.
Organisation & Finanzierung
- Objektfahrplan: Ist-Zustand, Maßnahmen, Cashflow, CO2-Risiko.
- Förderung zuerst klären, dann beschließen, anschließend vergeben.
- Beschlüsse präzise fassen: Inhalt, Finanzierung, Vollmachten.
CO2-Preis: 60-Tage-Checkliste
- Daten sammeln: Verbräuche 2022–2024, Kosten, Energieausweis.
- Stufe zuordnen: spezifische Emissionen (kg CO2/m²a) für die Verteilung.
- No-Regret umsetzen: Abgleich, Pumpen, Regelung, Leitungsdämmung.
- Heizungsstrategie testen: Vorlauf senken, WP-Tauglichkeit, Hüll-Quickwins.
- Finanzierung sichern: Rücklage, Kredit, Fördermix.
- Kommunikation starten: Nutzerinfo, Transparenz, Verhaltenstipps.
CO2-Preis: kurze FAQ
- Kommt 2027 ein Preissprung? Ein Marktstart ja, aber typischerweise mit Flankierung. Extreme Ausschläge sind nicht zwingend.
- Fernwärme betroffen? Ja, indirekt über den Netz-Emissionsfaktor.
- Umlage bei Wohnraum? Ja, aber nach 10-Stufen-Modell anteilig beim Vermieter.
- Lohnt eine WP im Bestand? Wenn Vorläufe sinken und Strompreis passt. Hybrid hilft als Brücke.
- Keine Investition möglich? Betrieb optimieren, kleine Maßnahmen vorziehen, Förderfenster nutzen.
Fazit
Der CO2-Preis macht Wärme schrittweise teurer. Wer Regelung, Hydraulik und Hülle optimiert und die Heizung strategisch plant, reduziert CO2-Kosten, stabilisiert Nebenkosten und stärkt den Wert. Zuwarten erhöht das Risiko später teurer Entscheidungen.
Autor: Harald Reiner, Hausverwaltung Reiner GmbH, Stand Oktober 2025


